Die Zeit raubt mir alles, nur nicht meine Erinnerungen

Die Zeit ist ein seltsames Mysterium. Sie vergeht im immer gleichen Rhythmus.  Manchmal verläuft sie für einen. Manchmal gegen einen. Sie ist unerbittlich. Sie verzeiht nicht und kennt keine Gnade, denn sie vergisst nicht. Sie nimmt keine Rücksicht auf jemanden und schreitet unaufhörlich voran. Wir leben im Rahmen der Zeit und im Rennen um den Trumpf der Unsterblichkeit gewinnt stets die Zeit. Sie bringt den Anfang und das Ende.

 

Schaue ich aus dem Fenster, sehe ich die Bürogebäude des Geschäftsdistrikts von Pittsburgh an meinen Augen vorbeiziehen. Es ist das glorreiche Ende meines Jahres. Ein Jahr, welches anfangs so unendlich erschien und dann doch durch die vereinnahmenden Wirbel und Turbulenzen des Alltags an mir vorbeiraste.

Der Abschied fällt schwer und der Gedanke hieran hat den bitteren und zugleich faden Beigeschmack des Endes. Die Zeit hat gesiegt und ich fühle mich wie ein Verlierer.

So sehr ich auch versucht habe, die Zeit intensiv zu nutzen, so konnte ich den Lauf der Zeit doch nicht ändern. Ich selbst nahm Zeit immer ganz eigenartig wahr. Ich hatte das Gefühl, die Zeit lief immer gegen mich. So, als könnte sie mich nicht leiden. Wollte man, dass die Zeit schnell vergeht, konnte sie gar nicht langsam genug vergehen. Wollte man jedoch, dass die Zeit so langsam wie möglich vergeht, um die magische Schönheit des Moments zu genießen, konnte die Zeit gar nicht schneller vergehen.

 

Die Zeit war immer limitiert. Es gab eine feste Vorgabe und die Zeit kam nur ihrer Aufgabe nach.

Zwölf Monate sind vorbei und was bleibt, ist ein Hauch der Melankolie.  Es fühlt sich so an, als wären erst neun Monate vergangen. Der Gedanke an die Rückkehr erscheint mir fremd und keimt noch gar nicht in mir auf.

Hinzu kommt das Gefühl, doch zu Hause zu sein. Die Umgebung ist mir vertraut. Ich bin schon oft an den im Sonnenlicht glänzenden Türmen vorbeigeflogen. Immer Richtung Freunde oder Bekannte.

Vor einem Jahr verließ ich meine 19-jährige Heimat. Ließ alles hinter mir, doch fand eine neue Heimat in den USA. Ich fand Freunde und Familie und akklimatisierte mich. Zuerst war alles fremd, doch man gewöhnte sich an alles. Man passte sich an und fiel Gefallen an der andersartigen Umgebung. Der Prozess der Amerikanisierung schlug an und führte zu einem Wandel meiner selbst. Zwar bin ich kein Amerikaner und fühle mich meiner Heimat Deutschland verbunden, doch irgendwie ist es eine Rückkehr ins Ungewisse. Again.

Ich werde nach Hause zurückkehren, dorthin, wo ich seit einem Jahr nicht mehr war. Zudem werde ich in Heimat eine neue Heimat finden müssen und hinzu kommt sogar noch, dass ich ein anderer bin.

Es wird zunächst wieder fremd sein und meine hier erlernten Fähigkeiten der Anpassung können erneut im Alltag angewendet werden.

Es ist wie die Reise nach Amerika, nur dieses Mal umgekehrt.

 

Schon in wenigen Stunden werde ich die Uhr um sechs Stunden vorstellen können.

6 kostbare Stunden, die ich als Verlust verzeichnen werde. Es ist eine Reise ins Ungewisse. Doch auch wenn Vieles nicht vorhersehbar ist, so ist jedoch sicher, dass die Zeit auch in Zukunft gegen mich laufen wird. Sie kommt und geht wieder. Was bleibt sind die Erinnerungen und die Gewissheit der nahenden Zukunft.

 

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Zeit, Abschied zu nehmen

Bereits nächsten Mittwoch werde ich von Pittsburgh nach Philadelphia fliegen, um anschließend von dort nach Frankfurt (Main) zu reisen. Anders als geplant werde ich also leider nicht am USA-Abschlussseminar teilnehmen können.

Die vorzeitige Abreise meinerseits hängt mit dem frühen Studienbeginn an der Universität meiner Wahl zusammen: Mannheim. Nach dem baldigen Ende meines Freiwilligendienstes mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste werde ich dort mein Studium aufnehmen und den Studiengang „Unternehmensjurist“ beginnen.

Wie man sich vorstellen kann, freue ich mich schon total auf die Zeit in Mannheim. Mit dem Anbruch meines Studium endet ein Jahr voller Horizont erweiternder Erfahrungen und zahlreichen Eindrücken und es beginnt ein neuer Lebensabschnitt.

Noch liegen zwei Tage vor mir, ehe ich den nächsten Schritt mache, doch obwohl es noch nicht ganz an der Zeit ist, zu gehen, hat die Zeit des Abschiednehmens bereits begonnen. Ich nehme Abschied von Bekannten, Freunden, Arbeitskollegen und Holocaust-Überlebenden. Jede Person, die ich in Pittsburgh getroffen habe, hat mich ganz individuell beeinflusst und es hinterbleiben Erinnerungen, an die ich mich auch in Zukunft noch gerne zurückentsinnen werde.

Dennoch verbleiben mir noch einige Tage, um mich auf das Ende vorzubereiten. Tage, die ich nach bestem Gewissen nutzen werde, um Abschied zu nehmen, von all den Leuten, denen ich ein grandioses Jahr zu verdanken habe.

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Eingeholt von der Monotonie – ein zugegeben übertriebener Einblick

Ein Jahr. Dreihundertsechsundfünfzig Tage. Achttausendsiebenhundertsechzig Stunden.

Was ist ein Jahr?

Tag für Tag, fast dreihundertfünfzig Tage lang, habe ich in Pittsburgh verbracht. Wie so vieles im Leben kann man die verschiedensten Dinge mit Fakten ergründen oder in Zahlen entschlüsseln. Zahlen und Fakten spiegeln das Leben wieder und mittels dieser Werkzeuge versuchen wir uns unerklärliche Dinge verständlich zu machen. Ungeachtet dessen verläuft das Leben weiter in seinen geordneten Bahnen und der Mensch mitten drin. Zeit ist ein Medium, welches nicht vergeht und kein Ende findet. Es ist einzigartig in seiner Art. Zeit ist der bestimmende Faktor in unserem Leben. Sie gibt den Anfang und setzt das Ende.

Zwei Mal in der Woche, nach der Arbeit, laufe ich nach Ende der Arbeit die Murray-Avenue herunter, gehe einkaufen, laufe zurück zur Forbes-Avenue, steige in den Bus und fahre Heim. Dort angekommen verstaue ich die Lebensmittel im steril wirkenden Kühlschrank. Die in der Küche schnöde aussehende Uhr tickt unaufhörlich im mir bereits bekannten Rhythmus. Routinemäßig lege ich mich ins Bett, lese ein Buch und versinke in der Welt des Träumens. Gedanken kreisen mich spielerisch ein und für eine kurze Zeit verweile ich dort, ehe ich einen Freund zum Tennis spielen treffe. Ich greife meinen Schläger, packe drei Falschen eisgekühltes Wasser in meinen schwarzen Rucksack, ziehe meine Schuhe an und laufe zum Tennisplatz. So wie fast jeden Tag. Die anfangs gemachten Eindrücke und Erfahrungen lagern verstaubt in den Tiefen meines Gedächtnisses. Oft erinnere ich mich an sie zurück. An die Zeit, in der alles begann. Alles farbenfroh vor sich hin glitt und egal was ich machte, etwas Neues darstellte. Es war eine bunte Welt, angetrieben von meiner Neugierde machte ich eine Menge Entdeckungen. Die einzigartigen Düfte der neuen Welt stiegen meine Nase hoch, der Geschmack der leicht feuchten Luft fand sich an meinen wohl schmeckenden Lippen wieder. Nie geahnte Töne und Laute kündigten eine neue Zeit an.

Einst so farbige Eindrücke und Erinnerungen verbleiben und werden vom sich immer wieder wiederholenden Alltag in die Weiten meines Seins verschoben. Wehrlos nehme ich dies hin und lebe mit jeder Sekunde fort.

Der Glanz Amerikas ist gewichen. Die einst kunterbunte Welt mit all den Wolkenkratzern hat seinen Reiz verloren und flehentlich sehne ich mich nach dem erfrischendem Neuen – nach dem Ausstieg aus der Monotonie. Bereit neue Schritte in die ungewisse Zukunft zu wagen, zähle ich die mir verbleibenden Tage in Amerika.

Die Zeit verging schnell. Alles hat sich verändert. Tag für Tag lernte ich etwas hinzu. Erfuhr mehr über meine eigene Identität und meine eigene Person. Dieser Prozess der Weiterentwicklung wird gefördert von den äußerlichen Einflüssen und Eindrücken. Am Anfang geht alles so schnell. Man kommt an. Lernt Freunde kennen. Die Arbeit macht Spaß und Tage vergehen so schnell, dass man sich erst im späten Nachhinein dem unverzüglichen Gang der Zeit bewusst wird. Alles verlief so rasant flüssig vor sich hin. Mit zunehmender Zeit änderte sich dies und der einst gleitende Fluss geht über in einen zähflüssigen Priel von Erinnerungen.

Alles ist so grau und farblos. Der einstige Fortschritt bleibt aus. Der Prozess des Lernens stagniert und wie eine Blume vergehe ich ohne die wohltuenden Herausforderungen des Neuen. Ich bin maßlos gesättigt. Alles was erreicht werden wollte, wurde erreicht. Nun ist es an der Zeit für den nächsten Schritt im Leben, der mich auf der Laufbahn zum Erwachsenwerden weiterbringen wird. Ich bin hungrig auf das Neue.

I am fed up. Es wird Zeit, dass das Jahr sich dem Ende neigt. Neue Anreize müssen her, vor neue Herausforderungen möchte ich gestellt werden. Wem diese Wort undankbar erscheinen, der versteht mich falsch.

Ich bin dankbar für jede einzelne Sekunden. Ich bereue nichts und dieses Jahr hat meinen erstaunlichen Entwicklunsprozess katalysiert. Das Jahr hätte nicht besser verlaufen können. Der erste Schritt wurde gemacht, doch nun ist es an der Zeit den nächsten zu tätigen. Die Welt um einen herum hört nicht auf sich zu drehen. Der Fuß muss immer vor den anderen gesetzt werden. Allem endlosen Dank zu trotz.

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Interview about my service at the Holocaust Center in Pittsburgh published by ForestHills-RegentSquarePatch

http://foresthills-regentsquare.patch.com/articles/german-native-provides-service-in-the-states

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Das letzte Mal

„Monde und Jahre vergehen, aber ein schöner Moment leuchtet das Leben hindurch.“
– Franz Grillparzer

Vor ungefähr zwei Wochen hatte ich mein letztes „Speaking Engagement“ mit dem Überlebenden Moshe Baran. Ungefähr zwei Stunden sprachen wir vor über dreißig Lehrern der Universität „Westminster College“, welches sich ungefähr anderthalb Stunden nördlich von Pittsburgh befindet.

Moshe begann mit seinem Vortrag, indem er über sein Leben zur Zeit der Verfolgung durch die Nationalsozialisten berichtet. Im Unterschied zu vielen anderen Überlebenden war Moshe nie in einem Konzentrationslager. Zwar lebte er für eine gewisse Zeit in einem Ghetto, doch es gelang ihm aus dem abgeriegelten jüdischen Ghetto auszubrechen und schloss sich später paramilitärischen Widerstandsgruppen an.

Er berichtet von dem Kampf gegen die Nationalsozialisten. Ein Kampf, wie er ihn noch nie zuvor erlebt hatte. Er sabotierte Gleise, die nach Auschwitz-Birkenau oder anderen Konzentrationslagern führten und versuchte so, die Deportation von Juden zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Ohne Rücksicht auf Verluste riskierte er sein Leben im Kampf gegen deutsche Truppen und mit viel Glück gelang es ihm, dem Tod zu entrinnen. Nachdem er den Holocaust überlebt hatte, zog es ihn nach Amerika, wo er mit der Gründung seiner eigenen Familie ein neues Leben begann. Noch heute spricht er über seine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse und teilt diese mit den Menschen um ihn herum.

Im Anschluss an Moshe war es an mir, über die Zeit nach dem Holocaust zu erzählen und insbesondere über die Auswirkungen des Holocausts auf Deutschland einzugehen.Routinemäßig spulte ich meinen Vortrag herunter. Spontan erwähnte ich mal das eine, mal das andere. Die Wahl des Inhalts richtete sich nach dem Publikum. Doch dieses Mal war es das „gewisse Etwas“, welches diesen Vortrag alles andere als routinemäßg erschienen ließ.

Es war das letzte Mal. Das letzte Mal stand ich vor Menschen, ihnen gegenüber ein junger Deutscher Abiturient als Repräsentant zahlreicher deutscher Generationen. Jedes „Speaking Engagement“ war anders und zeichnete sich durch seinen ganz eigenen individuellen Charakter aus. Mit vielen unterschiedlichen Überlebebenden an meiner Seite sprach ich vor mehr als zweitausend Menschen. Das Halten von Reden war ein beständiger Teil meiner Arbeit, doch darüber hinaus auch der wichtigste. Es sind Worte, die Informationen, Fakten oder Wissen vermitteln. Doch sind es die Gesten und Mimiken der Redner, die Emotionen und vergangene Zeiten auferleben lassen können. Seite an Seite sprach ich mit einem Holocaust-Überlebenden über die Zeit des Holocaust. Die Zuhörer werden zu Zeugen dieses Geschehnisses durch Holocaust-Überlebende wie Moshe Baran.

Darüber hinaus werden sie auch zu Zeugen der Versöhung der besonderen Art. Ein deutscher, junger und blonder Junge mit blauen Augen, suggestiver Repräsentant der arischen Rasse, steht neben jener Person, die den Holocaust am eigenem Körper erfahren musste. Stärker könnte der Kontrast kaum sein. Nicht weniger stärker und umso gewaltiger könnte die Botschaft nicht ausfallen. Die Botschaft von Versöhnung und Toleranz. Im Duo leben wir dies vor. Es sind die Worte, die erklären und es sind die gemeinsame Anwesenheit und demonstrierte Geschlossenheit, die verstehen lassen. Gemeinsam stehen wir für die gleichen Ziele ein und leben diese vor.

Die gemeinsamen „Speaking Engagements“ waren nicht nur die aufregendsten Momente meiner Arbeit, sondern vor allem auch die wirkungsvollsten.

Mit meinem letztem „Speaking Engagement“ geht eine erfolgreiche Zeit zu Ende und Erinnerungen entstehen. Erinnerungen, derer ich mich gerne hingebe und an die ich mich auch in Zukunft mit Stolz erinnern werde.

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Die Welt der Anne Frank – damals und heute

„O ja, ich will nicht umsonst gelebt haben wie die meisten Menschen. Ich will den Menschen, die um mich herum leben und mich doch nicht kennen, Freude und Nutzen bringen. Ich will fortleben, auch nach meinem Tod.“
Anne Frank

Schon damals träumte Anne Frank davon eines Tages bekannt zu sein. Ganze 67 Jahre später steht sie stellvertretend für die Opfer der Vernichtungspolitik der Zeit des Nationalsozialismus. An ihr verbildlichen sich die Tragödien der Verfolgung der Juden und des Holocausts. Anne Frank  steht symbolisch für belebenden Optimismus und niemals endende Hoffnungen.

Vergangenen Sonntag besuchte ich zusammen mit drei Holocaust-Überlebenden das Theaterstück „The diaries of Anne Frank“, welches von Studenten der lokalen Universität aufgeführt wurde. Das Schauspiel war exakt dem Tagebuch der Anne Frank nachempfunden. Als Zuschauer wurde man sowohl vom schaupielerischem Geschick der Akteure in den Bann gerissen als auch von der Dramaturgie und Tragödie des Stückes.

Gewiss verfasse ich nicht diesen Artikel, um darauf hinzuweisen, jenes Schauspiel mit Freude verfolgt zu haben. Nein. Der eigentliche Grund ist ein anderer. Auf der Bühne tat sich eine neue Welt auf. Die Welt der Anne Frank. Die Verfolgung der Juden lebte wieder auf. Für die Dauer der Auführung avancierte man zum Zeugen des Holocausts. Man wurde zurückversetzt in eine andere Zeit. Eine Zeit, dessen Zeugen ich anhand von Büchern, Filmen und von dem Besuch der Konzentrationslager selbst wurde. Ich war nicht der einzige im Raum. 400 andere Personen teilten dieses Erlebnis mit mir. Viele von ihnen hatten sogar weniger vom Holocaust mitbekommen als ich und doch waren sie gleichartig in die Vergangenheit eingespannt. Von den vielen Zuschauern unterschieden sich nur drei von dem großem Ganzen. Drei Gentlemen, die den Holocaust mitsamt seiner realen Gewalt am eigenem Leibe erfahren haben. Genauso tauchten sie wie ich in die vergangene Zeit ein, nur mit dem Unterschied, dass sie diese Zeit erneut erlebten. Sie fühlten sich zurückversetzt in die Zeit der Verfolgung, der Zeit des Lebens im Konzentrationslager und der Zeit der Flucht. Der Marschgesang von Soldaten rief alte Erinnerungen hervor. Die schrille Stimme Hitlers entlud Angst und Furcht. Polizeisirenen lösten Verzweiflung aus und das Tuten der Lokomotive erinnerte an die Deportation in die „Hölle auf Erden“. Für sie war alles so real. Sie durchlebten diese Zeit erneut. Erinnerungen erklommen ihre Aufmerksamkeit, derer sie verzweifelt zu entfliehen zu versuchten. Für mich hingegen war alles so surreal. Ich verfügte über keinerlei Erfahrungen. Keine derartigen Erinnerungen offenbarten sich mir. Stattdessen wurde ich Zeuge von Zeugen. Ich sie die Zeit durch ihre Augen. Ich lebte diese Zeit und kam zu der Erkenntnis: Die Vergangenheit lebt durch uns.

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Zeitungsartikel von einem meiner Speaking Engagements mit einem Holocaust-Ueberlebenden als PDF-Dateien

„Auch Worte sind Handlungen.“
Johann Peter Eckermann
Speaking Engagement mit Harry Schneider Teil 1

Speaking Engagement mit Harry Schneider Teil 2 

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Washington D.C. – Spiegel Amerikas

All is politics in this capital“
Thomas Jefferson

Welche Stadt koennte da wohl gemeint sein? – Richtig, Washington D.C. . Vor zwei Wochen fand dort ein von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste veranstaltetes Seminar statt. Für ca. eine Woche debattierten, diskutierten und tauschten sich vierundzwanzig Freiwillige eifrig untereinander aus. Thema des diesjährigen Seminars in der Hauptstadt Amerikas war „Migration, Integration, Flucht und Grenzen“. Unter anderem wurde jedoch auch auf andere Aspekte eingegangen, die gut zum Thema passten wie beispielsweise das amerikanische Asylverfahren. Katharina Obser, eine deutschstämmige Amerikanerin, von der „Women’s Refugee Comission“, hielt darüber einen zweistuendigen Vortrag, in dessen Anschluss auch auf das deutsche Asylbewerbersystem eingegangen wurde. Hierbei war insbesondere der Vergleich beider Systeme sehr interessant und beeinhaltete aufschlussreiche Informationen mit denen sich die meisten Freiwilligen zuvor noch nie auseinandergesetzt hatten.

In den ersten Tagen wurden dann die verschiedenen Interviews präsentiert, die im Vorhinein von den Freiwilligen vorbereitet worden waren. Sehr interessante und zum Teil auch emotional bewegende Geschichten wurden enthüllt und ermöglichten einen guten Einstieg in die gesamte Thematik.

Am Mittwoch ging es dann in das Holocaust Museum. Wir wurden in Gruppen eingeteilt und dann durch das Museum geführt. Vieles war einem selbst schon bekannt und dennoch habe ich viele neue Erkenntnisse hinzugewinnen können. Das Museum selbst ist wirklich sehr gut. Für jemanden, der noch nie mit dem Thema Holocaust in Kontakt getreten ist, ist es absolut zu empfehlen. Nach unserem Gang durch das Museum erzählte uns ein Holocaust-Überlebender seine bewergende Geschichte –von den Anfängen der Verfolgung bis zu dem Verlust seiner gesamten Familie, geschuldet dem Verbrechen der Nationalsozialisten. Für viele war es das erste Mal, die Geschichte eines Überlebenden erzählt zu bekommen. Auch wenn es für mich in diesem Sinne nichts besonderes mehr war, da ich durch meine Arbeit mit sehr vielen Überlebenden in Kontakt bin, ist es immer wieder außergewöhnlich die Geschichte eines Überlebenden zu hören. Eines ist sicher: Keine ist wie die andere. Alle sind so unterschiedlich und individuell. Jede Geschichte gibt Anlass zum Nachdenken.

Am Donnerstag fand eine Panel-Diskussion zu dem Thema „Young Jews and young Germans: the legacy of the Holocaust“ im Goethe-Institut statt. Neben drei anderen Teilnehmern nahmen auch eine ASF-Freiwillige und ich an der Diskussion teil. Vor ungefähr achtzig Zuhörern diskutierten wir über das aktuelle Verhältnis der neuen Generationen von Juden und Deutschen. Es ging dabei um die Frage, wie es momentan um die Beziehung zwischen jenen bestellt ist: Ist die jetzige Beziehung in der Art wie wir sie vorfinden „normal“ oder welche Form von Normalität wollen wir erreichen? Und vor allem, welche möglichen Folgen ergeben sich hieraus? Auch die Frage nach der Schuld wurde gestellt und diskutiert. Zur Freude unserer Supervisorin ergab sich aus all den Fragen ein sehr interessantes Gespräch mit dem Publikum. Im Anschluss an die Diskussion gab es eine Fotoausstellung von einem jungem Künstler, der genau diese Beziehung versucht hat, in Form von Bildern zum Ausdruck zu bringen.

In den darauf folgenden Tagen haben wir dann die Möglichkeit gehabt, Washington D.C. zu erkunden. Wir sahen die verschiedenen Kriegsdenkmäler, das Abraham Lincoln Memorial, das Weisse Haus und das Capitol natürlich. Darüber hinaus hatte man auch genügend Freizeit, um auf eigene Faust Washington D.C. zu entdecken.

Da war man also. Man befand sich in der Hauptsadt Amerikas, an dem Ort, wo alle politischen Stänge gezogen werden und das politische Leben pulsiert. Washington D.C. – das Herz Amerikas. Läuft man durch die Straßen der Stadt entgeht einem kaum, dass diese besondere Stadt Amerika stark repräsentiert. Denkmäler berühmter amerikanischer Presidenten sind allgegenwärtig, Kriegsdenkmäler erinnern an vergangene Zeiten und das weiße Haus reflektiert den Anspruch Amerikas: Amerika – die Weltmacht.

So wird es einem suggestiert, doch wendet man sich für einen Moment von all den Suggestionen ab, erkennt man eben recht schnell auch, dass nicht alle Ansprüche der Realität gerecht werden. Weiße Geschäftsmänner fahren mit ihren Luxusautos durch die Straßen, wohingegen Schwarze entweder im Parkhaus arbeiten, in der Lobby stehen, um das Gepäck auf das Zimmer zu bringen oder aber einfach vor den Luxusboutiquen um Geld betteln. Auf der einen Seite also der Stolz und Glanz Amerikas. Auf der anderen die pure Realität. Wie in keiner anderen Stadt wird einem das so bewusst wie in D.C. . Hier prallen nicht nur Ansichten und Ansprüche aufeinander, sondern eben auch Welten, derer sich manche Amerikaner gerne enthalten.

Während der Zeit in DC haben sich fünf andere amerikanische Freiwillige uns angeschlossen. Alle fünf waren durch die Organisation „Amizade“ für drei oder mehr Monate in Afrika, um Entwicklungshilfe zu leisten. Jene fünf waren eine absolute Bereicherung für das gesamte Seminar, denn so hatte man auch zu vielen Diskussionen immer die amerikanische Perspektive, was enorm hilfreich war, um eben „Amerika“ besser verstehen zu können. Des Weiteren haben sich auch so manche Freundschaften untereinander gebildet.

Nach sieben Tagen Seminar und sieben Tagen DC ging es mit dem Bus wieder Richtung Pittsburgh. Nun sind es nur noch rund drei Monate bis zum Abschlussseminar in Philadelphia – dem Ort, an dem alles begann.

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Integration and migration from a survivor’s point of view

Jan Phillip Hamm:
Herman, would you like to tell me, where you went after your liberation?

Herman Snyder:
To answer your question and to be more specific, after the war in 1945, I lived in Debora, Russia. In 1946 as Polish citizen I had to turn in my Russian passport and the Russians gave me papers to go back to Poland, because I was born in Poland. When we left Russia, we went to Breslau, located in the Sudetenland. My wife, my daughter and I lived there, but in1946 after we got there, I got up one morning and read in the Polish papers: forty-two Jewish people and 182 Russian people were killed and wounded because survivors returned get their homes back. The Polish people who had been living in their homes for 5-6 years did not want to give the survivors their houses back, so the Polish people killed them. After I had read this in the papers, we left Poland. We went to Germany; to Regensburg, in the east of Germany next to Czech Republic. From the Czech Republic, we travelled to Munich. We lived three and a half years in Germany and I worked as a cabinet maker. We had our own apartment, me and my wife and my daughter. I was doing well in Germany. I tried the best I could. I spoke the language somehow and life was good for me and my family. In 1949 we left Germany we came to the United States on April 6th, 1949. I continued my work as a cabinet maker here. Then I started to learn carpenter work. I have continued that work until today. Building homes and doing all kind of work, specifically I was building homes. I built hundreds of homes in Pennsylvania. We had two more children in the United States and like I said life was good. Sixty-two years later I am still working a little bit and life continues. I am 90 years old and I am enjoying life in the US.

Jan Phillip Hamm:
What exactly were the reasons for leaving Poland? Did you have the feeling survivors like you were not welcome?

Herman Snyder:
In Poland they didn’t like the Jews and they did not like the communism.

Jan Phillip Hamm:
Why not?

Herman Snyder:
Because of many specific reasons. (The Poles did not like the Jews) Because of their religion and other things. So I moved to Germany in 1949, because of their hatred for the Jews and the Soviet Union and because of the communism. The reason I left Poland again, like I said before, was that we were not welcome there after the war. Hatred is a disease and I did not want to live in those kinds of circumstances when you know you are not wanted.  And after they killed the forty-two people, as I mentioned before, in June 1946, we decided to leave Poland. I already told you the rest of the story.

Jan Phillip Hamm:
Were there a lot of prejudices towards you, do you have an example?

Herman Snyder:
Yes, they (the Poles) said that “it is a shame not all the Jews were killed. There are still Jews in Poland. “ And that is why they killed the forty-two and 182, because they were coming to take their homes; their parents homes or their own homes. So that is what happened in Poland after the war. Poland was a place where all concentration camps, most of them existed; Buchenwald, Dachau, Oswiecim. All the concentration camps gas chambers and crematoriums were in Poland; at least most of them. Like I said before, Poland was so anti-Semitic. And that is the way it was.

Jan Phillip Hamm:
And when you came to Germany, Were there no such prejudices? There was no anti-Semitism?  What exactly was the difference in comparison to Poland?

Herman Snyder:
Okay, after we came to Germany, after what had happened in Poland, there was a man, wounded in Stalingrad. He was a good cabinet maker and had a shop. He lost his left eye, his left arm and his left leg in Stalingrad; so he could not work anymore. So, I met him and he got me work in the shop. He paid me well. Life for me was good. Yes, in 1946 there were still certain people in Germany who expressed their beliefs the way it used to be but not like before. Prejudices decreased, you can’t eliminate.

Jan Phillip Hamm:
You went to Germany quite recently after the World War II. Back then, did you think Germans had changed their minds or did you think they were still thinking the same way like during the nation socialism? Were the people different?

Herman Snyder:
The German people after the war were just trying to live in Germany. In thecountry they were born, they tried to forget what had happened in those days from 1933 to 1945. Not all Germans participated in the genocide. Any people I talked to after the war, did not even know what was going on, including Field Marshal Rommel. When he came from Africa and when he found out what had been going on he could not believe that such things existed in Germany. This murder against many people was not only against the Jews. Everybody was the enemy in Germany, because according to Hitler’s writing “Mein Kampf” he said that only the Germans belong to the superior race and Russians and the Slavic people belong to the subhuman race.

And so the German people were indoctrinated. They had succeeded in the beginning when they started, when they came to power. And the German people thought that Hitler was a genius. After the First World War and the Weimar Republic between 1918 and 1933 in Germany the German people had to pay money to France and to England. The situation in Germany was very bad and in addition Hindenburg was very old. Three of them: Hindenburg, Hitler and Ernst Thalmann – all three of them were running for president in Germany. Somehow Hitler was nominated. That is how it started. It lasted I guess, less than 12 years. Hitler came to power in 1933 at the end of May 8th, 1945. In 1945 the Second World War was over. The average German started a different life after Hitler.

Jan Phillip Hamm:
In which respect had they changed their mind? Do you have an example?

Herman Snyder:
I give you an example. I give you a specific example, Phillip.

Mrs. Goebbels who was the wife of Goebbels, Minister of Information and Propaganda, wrote something in her memories. She poisoned her six children. She had a son, seventeen years old from a previous marriage and she was telling her son: “My son, I am thirty-nine years old. If I can’t live the way it was in Germany under Hitler I don’t want to live.” She committed suicide. So here is a family with six children, who are all dead in April, 1945. What I am referring to is that many, many Germans lived well under Hitler and they still wanted to continue and they believed what Hitler was doing for the German people – “Deutschland über alles” – “Lebensruhm “ and so forth. And there were many people like Mrs. Goebbels. It is probably true that they changed their dispositions or their outlook in the future for a different way of life. Many of them did, but in Germany during 1933-45 there were many Germans who gave their lives to get rid of Hitler. For example, on August 1944 in the bunker where they tried to assassinate Hitler; everybody was killed except for Hitler. General Stauffenberg who was responsible, had already formed a new government in Berlin, but Hitler survived and they paid the ultimate price for orchestrating the plot. This is what I read. This is what I remember, but I don’t know, it is hard to understand people’s mind. Why they did certain things? Indoctrination sometimes can be negative to all of us because many people let themselves be indoctrinated by others for many specific reasons. That is the way it was.

Jan Phillip Hamm:
Did you feel like home in Germany? Could you refer yourself to Germany as your home?

Herman Snyder:
I give you an example. Because I was working in that shop as a cabinet maker which I mentioned to you before, we lived in a home with two families; one German family and me and my wife and daughter. They had children the same age like my daughter. I was doing well in Germany after the war. So I bought some chicken and my wife cooked the chicken. So when I came home from work and the wife of the other family was taking the chicken out of the soup from the pan. And I said: „Warum machen sie das?“ She said „You Jews come back again to Germany. Wir haben nichts und die Juden haben wieder alles.“ And I said “put the chicken back into the soup!” Her husband was in England, a German general taken by the English. That is what happened to answer your question. That is only one example.

Jan Phillip Hamm:
Why did you leave Germany and go to the United States? What were the reasons?

Herman Snyder:
The reason we left in April 6th, 1949: I was left alone My father, mother, sister and brother were shot in June 2nd,1942. 1858 Jews were shot in one ditch and I had some family here. I had two uncles and two aunts. My mother had been in the United States and came here at the end of the 19th century. My mother went back in 1940 to see her parents again. She was the youngest. When the First World War started and she was still in Europe, she couldn’t come back. She stayed there and that is why she got married and I was born.

I came to America because I had family here. I did not want to live alone. So I lived with the brothers of my mother and her sisters.

Jan Phillip Hamm:
So you lived with them; for how many years?

Herman Snyder:
I didn’t live with them for too long. I stayed with them for perhaps six or nine months and I was already working as a cabinet maker.

Jan Phillip Hamm:
Was it difficult going to America? Did you need a visa or something like that?

Herman Snyder:
Now, to be most specific, for three years I was sending letters to my family in the United States and I didn’t get any answers. I exactly remembered their address, but what did I forget? “PA”for Pennsylvania. That is why I haven’t gotten any answers for three years. One lawyer from New York came and he spoke Yiddish and I told him the story of what was happening to me. I already had a passport in order to go to Israel in 1948 and then he took all the information. He went back to New York and started finding out where my family lived to my pleasant surprise. And right away they sent me letters, money and other things. Less than two months they looked for me, they found me – my name was Snyder back then – they had three visas from the United States for me, my wife and my daughter and so I came to the United States.

Jan Phillip Hamm:
Since then you have lived here?

Herman Snyder:
Since then I have lived here for the last sixty-two years and I always did well here in the United States. I started with 75 cents an hour, then a dollar an hour and then I couldn’t live doing the cabinet work. That is why I learned to be a carpenter and I continued till today as a carpenter. I built homes, did remodelling and so forth. Again, America was good to me.

Jan Phillip Hamm:
Did America become your home? Do you feel like home by now?

Herman Snyder:
When you have lived in a country for sixty-two years and you begin to “learn” the country you live in, specifically the language and the history. Now, when I was in Poland, in Germany and in other places, discrimination against Jews was noticeable throughout the centuries. When I came here, sometimes when I worked with the carpenters I heard them things saying – not to my liking – about the Jews, but it was very seldom. I don’t want to get too deep into it why discrimination and hatred exist, but as long as we are humans there will always be discrimination against each other, because many people benefit from it.

Jan Phillip Hamm:
What was important to you? What were important factors for feeling at home?

Herman Snyder:
Because I built my life when I came in April 6th, 1949, and I knew this is going to become my home. There was no other place to go except for Israel. And I finally integrated myself.

Jan Phillip Hamm:
Was family very important to you in order to integrate yourself into the society?

Herman Snyder:
That was not only that important. It became my home. There came millions and millions of Jewish people and others to the United States for the last 400 years. The United States was good to me, because I had a good trade. I have never been lazy. I loved my work and I have three children who are all educated in medicine. All of them received the best education. My daughter was born in Russia. She learned, she works, she got married and all of them are living their life. I am still living my life at the age of past 90 and I enjoy life very much in the United States.

Jan Phillip Ham:
So family was very important. Which important role does language play when it comes to integration? How important is language?

Herman Snyder:
When you integrate yourself into a new country communication and language are very important. You cannot survive without speaking the language spoken in the country you go to. And after a year and a half, because I had to, I worked with carpenters who all spoke English. How could I have communicated with them? They helped me and I went to a high school. After five years of being here I received the citizen papers in1955. I think I could communicate. I think I could speak English; not like an American, but we understood each other.

Jan Phillip Hamm:
What else is important to integrate yourself? I mean, besides family and language, which other factors are important?

Herman Snyder:
Family is important.

Jan Phillip Hamm:
What else is important?

Herman Snyder:
Work is important and trying to understand others.

Jan Phillip Hamm:
How do you do that? How do you try to understand others?

Herman Snyder:
By living with them and learning their behaviour and how they live, because we are all different. We are all indoctrinated differently. In the countries I lived, wherever it was, we had to try to get along with everybody. It helps all of us to understand others and learn from them. In this way we are better people.

Jan Phillip Hamm:
Would you agree with the following statement: if you are not willing to integrate yourself you are not able to integrate yourself?

Herman Snyder:
It should not be a problem to integrate yourself in a country you came to by choice in order to stay for the rest of your life. There are certain laws in a country which you have to obey the best you can. You have to work and you have family. You just have to try the best you can.

Jan Phillip Hamm:
Was it difficult for you to get used to all the different habits both in Germany and in the USA?

Herman Snyder:
They are two different countries. They are not the same, but like I said before it is so easy to indoctrinate others – religiously, politically and economically. And people believe, they want to believe, they want to be good citizens and sometimes they let themselves believe in something that they did not understand. Maybe it can be negative to themselves and to the country, but at times when you come to another country you try to integrate and to do the best you can and work and hope for the best.

Jan Phillip Hamm:
What do you think about integration in America? Do you think it is difficult for people to integrate themselves into the American society?

Herman Snyder:
Many people before or after the war for the last two hundred or three hundred years, even after 1776, from Europe, from any other countries, many, many people immigrated to the United States. They worked in coal mines, they worked in steel mines, they worked in the farms and they were trying to improve materially in order to live the so called better life in America, because there is no alternative.

Jan Phillip Hamm:
Do you think America is a country which is open to foreigners?

Herman Snyder:
It was and it still is, not as much, but it still is.

Jan Phillip Hamm:
What about the Hispanic people who are trying to come to America facing enormous problems?

Herman Snyder:
Because of the conditions in Mexico.

Jan Phillip Hamm:
Do you think America should let them in by opening the borders?

Herman Snyder:
The conditions in Mexico are not good and people are trying to run away from Mexico to the United States. They come here and have a better life. They have no time to learn the language in order to integrate. Many of them are quite successful and send money to their family back in Mexico.

Many of them are coming illegally here, because they know one thing: in America there will be a better life for them than in Mexico.

Jan Phillip Hamm:
Today there are a lot of Afro-Americans living here in America. Do you have the feeling that they are a part of the community? Or are they still separated from the community?

Herman Snyder:
The Afro-Americans came long time ago from Africa. They brought them as slaves to the United States and they were slaves when Lincoln was president. He was trying to free them from slavery. They worked for nothing, but bread. They lived separately from their families. It was not easy for them. The Afro-Americans were always discriminated for many specific reasons like the colour of their skin. As I said, they came as slaves and slavery has existed for a long time and now after Martin Luther King and others they are integrated themselves into the society and many Afro Americans succeeded very well. They are lawyers, professors, journalists to just name a few. And many of them are living very, very well in the United States – today. It took a long time.

Jan Phillip Hamm:
But if we take a look on Wilkinsburg which is an area of Pittsburgh where mainly Afro-Americans are living under very poor conditions. They live in their own world; still separated. What do you think, how can we integrate them better into the society?

Herman Snyder:
Mostly it is up to the people themselves. But they didn’t have a chance for a long time, for hundreds and hundreds of years. They were left alone to live a life in America. They were strongly discriminated against, even today. Discrimination against them still exists, but not as strong. They did integrate themselves. They became good citizens. After 300 -400 years we have a president of the United States who is an Afro American. So they are making progress because of the changing conditions in the world internationally and otherwise they cannot go on. They have always been discriminated against. They are human beings as we are. Discrimination is definitely the wrong approach.

Jan Phillip Hamm:
Of course, I agree, the people have to be willing to adapt themselves to the society, but how can the government or the people around them make it easier for them to integrate themselves? Which steps or which actions need to be taken?

Herman Snyder:
The government in the last centuries has always been responsible for the welfare of the people, but when people lived under feudalism and aristocracy, it was different. Only the people on the top could live, because they were implementing laws for the benefit of themselves. The world is changing: social justice and human rights are getting better. Hundred years ago we had a billion people living in the world. It took millions of years. Now we are seven million people. It is a problem on the five continents we live, in Asia alone, to be more specific, you have two countries: You have China, a billion and three hundred million people and India – one billion and hundred million people. We almost have half of the population or even more in Asia.  You see. The world is also changing economically, philosophically and idealistically for the better men of all men. To give you a specific answer, in central Latin America, what happened under the Bush administration, that nine countries became Socialistic. The people voted them in democratically and now look: Brazil, Paraguay, Argentina, Bolivia and Venezuela which are living better under Socialism because the government and the people are working for the betterment the of all men, not just a few the way it existed not so long ago. So the world is getting better and we hope that we will live in a peaceful world where wars will be eradicated and social justice, human rights and pragmatism will take over.

Jan Phillip Hamm:
What was the biggest problem you had to face with regard to integration and migration?

Herman Snyder:
When I started working with the American carpenters and we were sitting, having lunch, Erik Meyer worked with me and he spoke German. He was speaking to me in German and he said: „Herman, die Juden kommen wieder nach Amerika. I thought they were all dead. The Germans killed them all.” I was saying the same words:  “I agree with you. It is true. I don’t know why they are coming back. They should not let them in.” And then I was talking to him a while, we were having lunch and I said to him: ”Erik, ich bin kein Deutscher. Ich bin Jude, ich bin jüdisch.” The man I was working for had given me a good job in Southside. I told him the story. He wanted to fire Erik and I said:”No, please don’t.  I hope he will learn from it after I told him what he said was wrong.” And the contractor I was working for didn’t fire him. I can sit with you and I can keep on talking about discrimination, Anti- Semitism and exploitation which was noticeable in the past and still exists, but the way I feel living, past 90, and having lived in six, seven countries in my lifetime; I am very optimistic that the world we live in will offer a better life in the future for all of us. But first we have to eradicate wars.  Wars are very destructive. Nobody benefits from them. I am a pacifist. What I have seen in my life, what I have learned. I hate wars, because I know how they affect the working people, because I am one of them.

Jan Phillip Hamm:
Do you think that the integration as a Holocaust survivor was different? Do you think it was easier or more difficult?

Herman Snyder:
In America?

Jan Phillip Hamm:
Both in Germany and America?

Herman Snyder:
Among us the lucky ones who survived the Holocaust and who came to the United States, many of them wanted to live the same way like in Europe or like they were used to in Europe religiously and economically. They worked hard. They accomplished a lot. I just read the statistics. 90 to 92 % of the Holocaust survivors who came to the United States after the Second World War graduated from college and higher . The problem is the people never learned from history. The Jews were always discriminated against and persecuted for the last 2000 years. They were in the haspora and the Jewish people were not treated right even then and I found out long time ago, if you don’t correct history, history repeats itself. The Jews paid the ultimate price in the 2000 years we have lived in the apsora; mostly wherever they lived. The 6 million Jews in my time did not learn why the Jews were hated and why they paid the ultimate price and this is a tragedy not only for the Jewish people, but for others we don’t know what they are doing and that is what hate is all about. I would rather work hard for three or five dollars an hour, and live in a peaceful world without discrimination against Jews just because of being Jewish. Like I said, the United States is a good place when you learn what you do well. If you learn how to continue work, to do the right things, to obey the rules and you are not lazy, you can never fail in the United States

Jan Phillip Hamm:            What do you think, which impact did the need of integration have on you? Did it change your life or your perspectives?

Herman Snyder:
Like I said, I had one child who came with us to the United States from Germany. Two of my daughters were born here. My wife and I worked very hard. We had our own business. We worked together. I built a beautiful home for my family and we had a good life. Integration is not up to me. I can integrate myself, but there are millions of people here in America and you are always with others; if you work or you do business with them – whatever you do. The reason I came here at the first place is to come to a free country without discrimination, without too much exploitation and I finally found freedom in the United States. Back In Poland we lived in a capital society and I went to school and I learned about men their behaviour. It was in Poland. I don’t think there was another place in the world where anti-Semitism and discrimination existed. And I may say to you religion has a lot to do with discrimination and exploitation and the rest of them. That is why in the documentary “From Pittsburgh to Poland” I said specifically: “if there would be a God, God would have never allowed six million Jews, twenty-eight million Russians, nine million Germans and many others to die. But it is something for historians to do better than it was in the past and I am optimistic. I hope I will live another nine years in order to become 100 and I will know more about it. We all learn from life and why did I survive? I don’t know; I don’t know why. Sometimes I wonder. There were smarter and more educated people than me. I was running and running and running from one place to another, lived so long in the woods. There was no place to sleep, except under trees and 60 – 70 years later I am still here , sometimes I think about it, but I have never answered it. Why I don’t know. But I am glad that I came here, I built my family and I am still content here and I have a good life in here, even past ninety, life could not be better in the United States of America.

Jan Phillip Hamm:
Thank you so much, Mr. Snyder.

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Yom Hashoa – ein denkwürdiger Tag

“ Jom haScho’a (auch Yom Hashoa oder Yom Hashoah) , auf deutsch Holocaust-Gedenktag, ist ein israelischer Nationalfeiertag und Gedenktag für die Opfer des Holocaust.“
– Wikipedia

Vergangenen Montag, den 2. Mai 2011, fand das für das Holocaust Center wichtigste Event des Jahres statt: Yom Hashoa.
Über 600 Menschen kamen zum Jewish Community Center, um den sechs Millionen Juden und zahlreichen anderen Opfern des Naziregimes zu gedenken. Eine Stunde dauerte die Veranstaltung, bei der sechs verschiedene Überlebende und ein „Liberator“ (engl.=Befreier/Soldat, der damals u.a. die Konzentrationslager befreite) ihre tragischen und bewegenden Geschichte den vielen Zuhörern mitteilten. Anschließend entzündete jeder einzelne Redner eine Kerze in Gedenken an die Opfer. 

Eine Stunde verging rasant langsam. Die sechzig Minuten flossen vor sich hin und nach 3600 Sekunden verließen rund sechshundert Menschen schweigsam und sichtbar betrübt den Raum. Stille machte sich breit und es war den Menschen anzumerken, wie die Gedanken wirr in ihren Köpfen herumschwirrten. Viele mögen sich die erneut die Frage des „Warum“ gestellt haben. Andere versuchten womöglich vergebens dieses Ereignis greifbar zu machen. Jeder machte sich seine Gedanken und suchte nach Antworten auf die nicht zu beantwortenden Fragen.

Selbst nach sechsundsechzig Jahren, tausenden von Forschungsergebnissen später, bleibt der Holocaust in Bezug auf seinen Inhalt unbegreiflich.  Man gedenkt den Opfern. Man kennt die Zahlen. Kennt die Fakten und hat die historischen Zusammenhänge und politischen Gründe, die letztlich zum Holocaust führten, aufgedeckt. Rein faktisch gesehen gibt es Antworten auf Fragen und doch bleiben zahlreiche Fragen unbeantwortet. Wie konnte es dazu kommen? Wie konnten Menschen in der Lage sein so etwas zu tun? Unbegreiflich. Unerklärbar. Unfassbar. Der Ohnmacht gegenüber stehend,  macht man sich an solch einem denkwürdigen Tag seine Gedanken. Man lauscht den Geschichten der Redner. Sieht die traurigen und emotionsvollen Gesichter der anwesenden Menschen. Es sind die gleichen Menschen wie vor sechsundsechzig Jahren. Genauso facettenreich. Genauso unterschiedlich. Nichts an ihnen ist anders, nur die Zeit in der wir leben. Die Zeit nach dem Holocaust.

Yam Hashoa. Wir erinnern den Opfern. Doch nicht nur das. Es ist auch ein Kampf gegen das Vergessen und ein Kampf für das Erinnern. Ein Kampf für das Bewusstwerden, dass unsere Welt ebenso vom Hass, von Vorurteilen, Formen des Anti-Semitismus und Rassismus erfüllt ist. Jene Formen sind die gleichen.  Jene Menschen sind die gleichen. Nichts hat sie geändert. Nur die Zeit ist anders. Dessen müssen wir uns bewusst werden. Wir müssen die Fehler vergangener Zeiten aufdecken, sich mit ihnen auseinandersetzen und aus ihnen lernen. Dies ist die Aufgabe und die Verantwortung eines jeden Menschen. Daran erinnert uns das Vermächtnis all derer, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Die dem Versagen der Menschlichkeit zum Opfer fielen. Es ist ein Kampf, der niemals enden wird.

Yom Hashoa – ein unvergesslicher Tag, der die grausamen Greultaten der Nazis erneut in unseren Köpfen hervorruft und vergessende Bilder vor unseren Augen wieder aufleben lässt.Dieser Tag unterstreicht die Notwendigkeit der Einhaltung unserer menschlichen Werte und Ideale. Nicht nur in Erinnerung derer, die starben, sondern auch im Interesse derer, die ähnlichem zum Opfer fallen könnten.

 

 
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